Schule im 3. Reich
Politische Einstellung zum 3. Reich
(nach einem Gespräch mit Bundesrat a.D. Hr. Herbert Weiß)
Die Einstellung der Lehrer zum Dritten Reich war nicht in jedem Fall den Schülern bewusst. Bereits 1937/38, als H. Weiß die erste Klasse besuchte, kündigte sich der neue Geist an. Damals gab es noch jüdische Schüler im Oeverseegymnasium, in seiner Klasse vier, die meisten von Geschäftsleuten aus der Annenstraße. Mit einem hatte er sich angefreundet und bekam immer wieder einen Anteil an der Jause (Wurst war rar). Einmal wurde sein Freund von einem anderen jüdischen Buben bedrängt und Weiß ging dazwischen. Der Klassenvorstand Prof. Winter behandelte das Vergehen aber unerwartet milde. 1938 wurde offenbar, dass Prof. Winter ein Illegaler war, der offenbar wenig Interesse hatte, eine Rauferei mit einem jüdischen Schüler zu bestrafen.
Prof. Mayer, der später in Admont tödlich verunglückte, hielt eine Trauerminute, als die Admiral Graf Spee im Südatlantik gesunken war. Ein Schüler, der die Stille durch ein „Pah“ störte, bekam – aber erst nach der Trauerminute – ein gewaltige Ohrfeige. Bei Prof. Mayer bestand kein Zweifel, dass er Sympathien für das 1000-jährige Reich hatte.
Nach dem Krieg erklärte Prof. Kabelka, der 1938 die Annahme der Erinnerungsplakette verweigerte („Ich habe Hitler nicht gewählt“) und später sogar ins KZ kam, in seiner Klasse kommen braune Hemden oder Stiefel nicht in Frage. Es war gar nicht leicht, diesem Gebot nachzukommen, da so mancher nicht eine genügende Zahl von anderen Hemden besaß. Kabelka, der wegen seiner Standhaftigkeit gewisse Aussichten auf eine Direktorsstelle zu haben meinte, schaffte diesen Karrieresprung jedoch nicht.
Prof. Simchen, der sich nie beirren hatte lassen und alle, auch Burschen mit offiziellen Funktionen, als Schüler behandelte und nichts vom „Betreuungsunterricht“ hielt, sondern solide Leistung verlangte, sagte nur trocken: „Die Zeit der HJ-Buben ist wieder vorbei.“
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