Mediation

Wir hoffen, Sie werden uns zustimmen, dass Kinder und Jugendliche in unserer Schule nicht nur kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernen, sondern auch auf das nachschulische Leben so gut wie möglich vorbereitet werden sollen.

Dabei sind unter anderem Kompetenzen in den Bereichen Kritik- und Beziehungsfähigkeit, Organisieren der eigenen Arbeit oder Selbstverantwortlichkeit Qualifikationen, die für jede spätere Berufslaufbahn wichtig sind.
Auch für ein besseres Arbeits- und Schulklima ist die Beschäftigung mit oben genannten Fertigkeiten sehr wichtig.

Ein Team von LehrerInnen (einer aktiven und zwei im Ruhestand) arbeitet daran, diesen wesentlichen Bereich der Persönlichkeitsbildung unserer Schüler abzudecken.

Unsere Bemühungen zielen in zwei Richtungen:

  • Ausbildung von Peers (Schülermediatoren)
  • Gewaltprävention

Diese Art der Schulmediation ist nicht neu und inzwischen auch vom Schulerhalter anerkannt.

Wie können Sie mit uns Kontakt aufnehmen?

mediation@oeversee.at oder über unser Gesprächsforum www.oemediation.iphpbb.com

Schulmediation

Seit etwa zehn Jahren gibt es Mediation für und in österreichische(n) Schulen.

a) Mediation für Schulen betrifft den Einsatz von (meist schulfremden) Mediatoren im Konfliktfall. Die Konfliktinhalte sind bestimmt von den Beziehungsvarianten: Schüler – Schüler, Schüler – Lehrer, Lehrer – Lehrer, Lehrer – Eltern, Eltern – Direktion, Direktion – Lehrer, Lehrer – Schulpersonal, Schulpersonal – Schüler usw., wobei die übergeordneten hierarchischen Ebenen (Landes- oder Stadtschulrat, Ministerium) und die Umwelt in dieser Aufzählung nicht mit einbezogen sind.

Was bringt der Einsatz von Mediatoren in einer Schule im Konfliktfall?

  • Jeder ungelöste Konflikt stellt „Sand im Getriebe“ dar, der die Stimmung in einem Lehrkörper vergiften kann. Zu viel Energie geht der pädagogischen und der lehrenden Tätigkeit verloren und zu wenig bleibt für das im Schulleben nötige Engagement. Jeder konstruktiv bearbeitete Konflikt trägt zur Zufriedenheit der Beteiligten bei und gibt Raum für engagiertes Lehren und kollegiale Zusammenarbeit.
  • Nicht bearbeitete „kalte Konflikte“, wie sie im Schulleben häufig vorkommen, lähmen das Lehren und Lernen. Erst wenn der Konflikt gelöst ist, können Herz und Kopf wieder bei der Sache sein.

b) Mediation in Schulen betrifft den Einsatz von Peer-Mediatoren (auch „Konfliktslotsen“ genannt).
Diese Peer-MediatorInnen werden in zwei Anwendungsfeldern tätig: Einerseits in „klassischen Auftragsfällen“, bei denen sie in einer akuten Krisensituation vermitteln. Anderseits leisten sie eine, den gesamten Schulstandort umfassende „Präventivarbeit“, die mittel und langfristig eine neue Konfliktkultur an der jeweiligen Schule zur Entfaltung bringt.

Einsatz und Schulung von Peer-Mediatoren lässt sich in das übergeordnete Konzept der Peer-Education einordnen. Worum geht es dabei?

„Kinder und Jugendliche werden sehr stark von Gleichaltrigen – von ihrer Peer-group – beeinflusst und je mehr sie heranwachsen, desto bedeutsamer wird die Peer-group für ihr Verhalten, ihre Wertmaßstäbe und ihre Lebensgestaltung. Eltern oder PädagogInnen sehen diesen Einfluss oft nur negativ. (Nikotin-, Alkohol- und Drogenkonsum!)
Peer-group-education setzt jedoch genau an diesem Punkt – dem großen Einfluss, den Peer-groups auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben – an und macht daraus ein positives pädagogisches Konzept.

Was bringt die Ausbildung und der Einsatz von Peer-Mediatoren an einer Schule

1. Die ausgebildeten Peers gewinnen:

  • Sie erlangen eine größere Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung für ihr eigenes Wohlergehen.
  • Kinder, die in einem frühen Stadium lernen, Konflikte positiv zu lösen, tun dies mit höherer Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsene.
  • Das Training bewirkt eine Stärkung der Person und Förderung der Selbsterkenntnis.
  • Eine mediative Zusatzqualifikation stellt bei sonst gleicher Ausbildung bei Bewerbungen eine Trumpfkarte dar.

Ziele der Trainings:

  • Erweiterung der sozialen Kompetenz der Teilnehmer
  • Sensibilisierung im Umgang mit Konflikten
  • Erlernen von medialen Verhaltensmustern

2. Die LehrerInnen gewinnen:

  • LehrerInnen können Unlustgefühle angesichts der von ihnen als fremdbestimmt wahrgenommenen Überforderungen (Mehrarbeit, Klassenstärken, neue Pensionsbestimmungen, neue, der Schule zugeschriebene Aufgaben, LehrerInnenbild in der Öffentlichkeit etc.) durch Stärkung von Selbstverantwortung und Eigentätigkeit überwinden
  • LehrerInnen werden bei ihrer Aufgabe als Streitschlichter entlastet, ja SchülerInnen können oft sogar sehr viel schneller und effektiver in Konflikten unter Gleichaltrigen vermitteln. Sie verstehen in der Regel die Positionen der einzelnen Konfliktbeteiligten besser als Erwachsene, können sich leichter in ihre Situation versetzen und sprechen vor allem ihre Sprache.
  • Lehrerinnen und Lehrer erhalten auch für sich ein Instrument, schwierige Fälle zu lösen, in denen Schülerinnen und Schüler überfordert sind.

3. Das System (Schule) gewinnt:

  • Es nimmt die Anzahl der Konflikte innerhalb der Schülerschaft ab, die Lehrkräfte und Schulleitung regeln müssen.
  • Die Streitkultur der Schule verändert sich zum Positiven.
  • Das Klassen- und das Schulklima verbessern sich mittel- und langfristig.
  • Peers können einen wesentlichen Beitrag für das soziale Miteinander an der Schule leisten.

4. Die Eltern gewinnen:

  • Eltern erhalten, sei es durch Informationen beim Elternabend, sei es durch Berichte ihrer Kinder ein Angebot, wie sie auch zu Haus Konflikte lösen können.
  • Eltern sind meist froh, dass ihr Kind in der Schule neben dem Sachwissen auch ein Instrument kennen lernt, durch das ein besseres Zusammenleben möglich wird.

Folgende Elemente sind Bestandteil der Ausbildung:

Aktives Zuhören

Diese Art des Zuhörens ist Ausdruck des Respekts dem Erzählenden gegenüber und erleichtert die Aufgabe, bei der Klärung von Problemen zu helfen. Die TeilnehmerInnen lernen u.a. sich dem anderen – auch durch die Körperhaltung – zuzuwenden und ihn anzuschauen, angemessen nachzufragen, ggf. Rückmeldungen zu geben, mit anderen Worten ein Gespräch so zu führen, dass der andere sich verstanden und ernst genommen fühlt.
(Elemente des NLP werden hier vorgestellt und eingesetzt.)

Ich-Botschaften

Die TeilnehmerInnen können lernen, eigene Gefühle und Meinungen in der Ich-Form auszudrücken, ohne versteckte Vorwürfe zu erheben. Verletzende oder verallgemeinernde Botschaften werden so vermieden. Der andere erfährt, wie die Wirkung seines Verhaltens ist und welche Gefühle es ausgelöst hat.

Körpersprache

Die meisten Menschen machen sich oft wenig Gedanken über die Bedeutung nonverbaler Kommunikation. Die TeilnehmerInnen erfahren beim Training, dass Ausdrucksformen wie Gestik, Mimik, Tonfall, Körperhaltung oder Handlungen beim anderen eine Wirkung haben und bestimmte Gefühle auslösen können.
(Auch hier werden Elemente des NLP eingesetzt.)

Lösungsvorschläge sammeln

Mit dem Verfahren des Brainstorming kann in der Schlichtung von den beiden Kontrahenten eine geeignete Lösung gesucht werden. An der Qualität der Lösungen entscheidet sich, ob die Schlichtung gelingt. Deshalb muss dieser Teil des Schlichtungsgesprächs und die Rolle des Schlichters in dieser Phase in vorbereitenden Rollenspielen besonders sorgfältig eingeübt werden.

Konfliktgespräch führen und schlichten

Im Rollenspiel üben die zukünftigen Schlichterinnen und Schlichter auch die fünf Schritte der Streit-Schlichtung ein.

  • Einleitung,
  • Sichtweisen erheben,
  • Konflikterhellung,
  • Lösungen,
  • Vereinbarungen.

Gewaltprävention

Wir entscheiden, zusammen mit den Klassenvorständen, der Klasse und den Peers, ob

  • es zu Einzelberatung kommen soll; (private oder schulische Probleme, Beratung zu Schulwechsel oder Berufswahl, Vermittlung zwischen Eltern/ Lehrern und Jugendlichen, etc.)
  • mit kleinen Schülergruppen, meistens aus der Unterstufe, (Konfliktberatung, unangepasstes Verhalten, Mobbing, etc.) oder
  • mit ganzen Klassen (bei erheblichen Schwierigkeiten innerhalb der Klasse, besonderen Problemschülern, etc.) gearbeitet werden soll.

Im Idealfall wird nach 3-4 Wochen noch einmal in 2 Stunden die Nachhaltigkeit der Vereinbarungen überprüft.

Für die ersten Klassen ist gleich zu Schulbeginn, als Teil der so genannten „Kennenlerntage“ ein Projekttag zur Gewaltprävention vorgesehen, bei dem die Peers auch beteiligt sind.

Die Peers sind das Rückrat der Arbeit

Die Peerausbildung erfolgt in sog. Modulen, das heißt in einem Bausteinsystem, wobei jede Einheit sowohl allein brauchbar als auch als Teil eines Ganzen zu verstehen ist.

Jeder, der ein Modul erfolgreich abschließt, erhält ein Zertifikat. Es hat sich erwiesen, dass die Bereitschaft der Mitschüler (besonders der Oberstufe) eher gering ist, die Hilfe der Peers zu suchen, was zu Enttäuschung auf Seiten der Peers geführt hat. Daraus ist im Herbst 2005 bei einer Supervision die Idee entstanden, dass die Peers Tutorenfunktion für die ersten Klassen übernehmen, was sie nunmehr in mit zum Teil beträchtlichem Erfolg machen. (Siehe nachfolgender Bericht von Bianka Schlegl und Alicia Haring)

Diesen Peers wurde der neu geschaffene Oeversee-Award für ihr Engagement überreicht.

Bericht über die Peer-Tutorenarbeit

von Bianca Schlegl und Alicia Haring

Nach unserer Mediatorenausbildung im Jänner 2006 haben sich einige Peers dazu bereit erklärt, eine Klasse der Unterstufe zu betreuen. So haben wir, die Tutoren, unter anderem die Aufgabe, bei der Lösung von Konflikten zu helfen und weiters bieten wir den Schülern bei alltäglichen und schulischen Problemen unser Unterstützung an.

Wir, Florian Kuess (15) Bianca Schlegl (16), Alicia Haring (16) und Christoph Wenzel (16) sind vier Mediatoren, die sich um die 1c-Klasse kümmern. Seitdem wir die Klasse übernommen haben, haben wir bereits zwei offizielle Mediationsgespräche, die erfolgreich verlaufen sind. Am Ende des 1. Semesters fand auch ein zweitägiger interkultureller Workshop statt, bei dem wir die von uns betreuten Schüler begleitet haben. Damit wollten wir für ein besseres Verhältnis zwischen uns und den „Kleinen“ sorgen. Dies hat sich auch bewährt, da freundschaftliche Beziehungen entstanden sind und dadurch konnten auch offenere und freiwillige Gespräche geführt werden.

Um ein noch vertrauensvolleres Verhältnis zu schaffen, haben wir uns überlegt, am Ende des Schuljahres einen Vormittag mit der 1c-Klasse zu verbringen, und das ohne Aufsicht eines Lehrers. Speziell haben wir an Spiele gedacht, die Zusammenarbeit erfordern und somit die Gemeinschaft der Klasse stärken. Begonnen haben wir mit dem „Bananenspiel“, bei dem jeder Schüler zu seinem Namen ein für ihn passendes Eigenschaftswort nennt und dabei auch die vorher genannten (Eigenschaftswort + Name) wiederholt. Danach spielten wir die „Reise nach Jerusalem“ und zwar auf zwei verschiedene Arten. Zuerst musste jeder auf sich selbst achten um einen Platz zu ergattern, beim zweiten Durchgang wurden zwar auch Sessel weggenommen, jedoch sollte jeder einen Platz finden, was heißt, dass man sich auch auf den Schoß seiner Mitschüler setzen musste.

Es machte den Schülern viel Spaß und es haben auch alle zusammengearbeitet. Auf Wunsch der Klasse spielten wir mit ihnen auch ein Spiel, welches sie sich selbst aussuchen konnten. Danach kehrten wir wieder zu unserem eigentlichen Plan zurück und bauten ein buntes Spinnenetz aus Wolle, die die Schüler auf unsere Bitte hin mitgebracht hatten. Wir haben alle Schüler an einer Hand mit der Wolle miteinander verbunden, was die Zusammengehörigkeit und die Verbundenheit darstellen sollte. Dann konnten sie die Wolle kreuz und quer hin und her werfen, so lange, bis letztendlich ein stabiles Spinnennetz entstanden war. Das Netz wurde auch in der Klasse aufgehängt und soll sie an die Klassengemeinschaft erinnern.

Diese zwei Stunden haben auch uns viel Freude und eine tolle Erfahrung gebracht. Die Schüler haben auch ohne Druck von Lehrern sehr gut mitgearbeitet und im Großen und Ganzen gab es keine gröberen Zwischenfälle.

Das Mediatoren-Team