Gedenktafeln
Gedenktafeln in unserer Schule
Manch ein junger Mensch, der heute unsere Schule betritt, wundert sich über das „Heldendenkmal“ das im Eingangsbereich des Oeverseegymnasiums angebracht ist, ist vielleicht sogar befremdet, weil er es missversteht. Die Tafel war aber von Anfang an nicht ein Heldendenkmal, sondern entsprach dem Bedürfnis, Mitschüler nicht zu vergessen, denen man einst nahe stand. Die Tafel geht auf die Initiative eines Arbeitsausschusses ehemaliger Schüler unter Leitung des früheren Direktors Dr. Petrischek zurück und wurde am 10.12.1960 enthüllt.
Zum besseren Verständnis Ausschnitte aus zwei anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel gehaltenen Reden.
Dr. Karl Liebenwein spricht von der „Brücke“, die schon immer zwischen Lehrern und ihren ehemaligen Schülern besteht. Neben und mit ihnen sind sie aus kleinen Buben, die lärmend durch die Gänge tollten, zu jungen Männer geworden, über deren Erfolge im Berufs- und auch Privatleben sie sich freuen. Ebenso aber gehen ihnen auch ihre Schicksalsschläge zu Herzen. Nichts aber ist so schmerzlich, wie wenn ein Lehrer vom Tod eines seiner einstigen Schüler erfährt, weil ein solches Sterben wider die Gesetze der Natur erfolgte. Dieses schon in Friedenszeiten so überaus tragische Geschehen hat sich in den beiden großen Kriegen der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in erschreckender Weise gehäuft. …
„Die Zeiten, wo man in stolzer Trauer der Heldensöhne gedachte oder gedenken musste, sind vorbei! Wir alle wissen, dass diese jungen Männer ach so gerne noch gelebt hätten, dass sie den Tod auf den Schlachtfeldern nicht gesucht und sich freudig auf dem Altar des Vaterlandes haben aufopfern wollen. Solcherlei steht bloß in Büchern und gehört ins Reich der Rhetorik, zumal wenn es Leute aussprechen, die dem Tod auf dem Schlachtfeld überhaupt nicht ins Auge gesehen haben.“
…
„Wehmut! In diesem Wort vereint sich ja die Freude der Erinnerung an diese jungen prächtigen Menschen, die voll Zuversicht wieder heimzukehren hinauszogen, mit unserem Schmerz, sie unwiederbringlich verloren zu haben. Dieses Gefühl der Wehmut ergreift auch mich, der ich von den auf dieser Gedenktafel Verewigten 43 zu meinen eigenen Schülern – in Deutsch, Latein, Griechisch, Geschichte oder Stenographie – zählte und darüber hinaus mit 16 als ihr Klassenvorstand besonders verbunden war.“
…
„Nun aber lese ich voll Ergriffenheit ihre Namen, einen nach dem anderen, und meine einstigen Schüler sind wieder bei mir. Persönliches Erinnern verbindet mich mit den für immer von uns Geschiedenen und dieses Erinnern wird durch die Enthüllung dieser Tafel nie wieder verglimmen, solange ich lebe. Diese Tafel soll als kostbarer und wesentlicher Bestandteil immer mit der Schule verbunden bleiben.“
Hierauf sprach Rechtsanwalt Dr. Hübler als Klassenkamerad des Jahrganges 1942:
„Wir gingen in diesen Kampf zwar nicht unbekümmert, wohl aber unwissend der Schrecken, die uns erwarteten. Doch nur zu bald mussten wir erkennen, wie sinnlos all die ertragenen Entbehrungen, die vollbrachten Taten und auch die gebrachten Opfer waren, die ein maßloser Plan von uns forderte. Diese Erkenntnis traf uns umso mehr, als es uns nimmer gelingen konnte, das Schlimmste für die Heimat zu verhüten.
Als dann endlich nach über 5 1/2 Jahren die Waffen schwiegen, konnte nur ein Teil von uns in eine zerstörte Heimat zurückkehren, während ein großer Teil von uns in Gefangenenlagern verschwand, in denen sich der bisher zurückgelegte Leidensweg erneuerte und verschlimmerte.
Erst jetzt wurde es ganz offenbar, welche Verluste, vor allem an Menschen, der Krieg gefordert hatte. Wir erkannten, dass allzu viele von uns den Soldatentod an der Front gestorben, den Krankheiten, die sie sich im Dienste zugezogen hatten erlegen oder Opfer der politischen Verfolgung geworden waren.
Durch diese Tafel nehmen wir sie auf in unseren Kreis, in dem sie und wir einmal wirkten und lebten. Neigen wir uns aber auch vor ihrem Opfer, das uns ein gütiges Schicksal ersparte. Überhören wir nicht ihr Vermächtnis, das sie uns hinterließen, niemals müde zu werden in dem Bestreben, alles daranzusetzen, dass Friede bleibe in dieser Welt, damit ihr Opfer den Sinn erhält, in dem sie es brachten.
Es falle nun die Hülle von der Tafel, welche wir hiermit der Schule übergeben, von jener Tafel, die die Namen unserer Toten verzeichnet hält, ihnen zum Gedächtnis, uns Lebenden zur Mahnung!“
Siehe auch:
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